Pilgerherberge und Begegnungsstätte am Zittauer Jakobsweg
Wer immer in guter Absicht diese Schwelle betritt, er sei uns willkommen.

Nachruf für unsere verstorbenen Vereinsmitglieder

Auch für die Mitglieder unseres Vereins geht die irdische Pilgerschaft einmal zu Ende. Wir wollen an dieser Stelle derer in Dankbarkeit gedenken, die ihr Ziel, zu dem wir unterwegs sind, schon erreicht haben. Wir glauben daran, dass ihnen bei Gott nun eine ewige Wohnung (Joh 14, 2), ein ewiges Zuhause bereitet ist. ER möge ihnen alles lohnen, was sie für den Verein, die Pilger und die vielen anderen Besucher Gutes getan haben.

Wir beten für unsere Verstorbenen, aber haben auch den Glauben und die Zuversicht, dass sie bei Gott eintreten und ihn ihrerseits bitten für unseren Verein, für das Pilgerhäusl und für alle, die hier Station machen.
Johannes Völkel
aus Zittau
verstorben am 8. Jan. 2010
Günter Espig
aus Olbersdorf
verstorben am 2. Okt. 2014
Christian Ast
aus Zittau
verstorben am 5. März 2015
Pfarrer Georg Kirch
aus Langenweddingen
verstorben am 24. April 2018
Pfarrer Michael Dittrich
aus Hirschfelde
verstorben am 28. Mai 2024
Katharina Hoffmann
aus Schönbach
verstorben am 24. Sept. 2024

Danke, Michael!

Wir trauern um unseren langjährigen Vereinsvorsitzenden Michael Dittrich, der am Dienstag, den 28. Mai nach schwerer Krankheit im stationären Hospiz Siloah Herrnhut verstarb.

Die kleine Sammlung von Fotos zeigt, wie vielfältig sein Wirken in den letzten Jahren war. Er setzte nicht nur in unserem Verein, sondern auch an vielen anderen Stellen wegweisende Impulse, um Altes zu erhalten und immer auch Neues zu schaffen.

Wir sagen: Danke, Michael, für all Dein Schaffen.
Du wirst uns fehlen!
 
Michael hatte 2006, also schon ein Jahr vor der Gründung des Pilgerhäuslvereins, die Idee, die Lücke im Netz der europäischen Jakobswege zwischen Görlitz und Prag zu schließen. Denn es gab zahlreiche Hinweise, dass es zwischen diesen beiden Städten schon im Mittelalter eine Pilgerroute gab. Zwei Jahre danach stand die Streckenführung und die Beschilderung. So konnte er 2008 mit dem dafür neu gegründeten Verein den Zittauer Jakobsweg eröffnen.

Seitdem versuchte Michael nicht nur, andere für das Pilgern auf diesem Weg zu begeistern. Er kontrollierte auch regelmäßig die Beschilderung und aktualisierte, wo nötig, die Wegführung.

Und letztlich gab der Zittauer Jakobsweg auch den entscheidenden Impuls für ein weiteres Vorhaben...

 
Als zuständiger Pfarrer der Filialkirche Hirschfelde sollte Michael das damals dazugehörige Pfarrhaus verkaufen. Doch er hing an dem altehrwürdigen Umgebindehaus und fand schließlich eine viel bessere Lösung. Gemeinsam mit der Umgebindeland-Initiative besorgte er EU-Fördermittel, um das Gebäude denkmalgerecht zu sanieren und zu einer Pilgerherberge umzubauen. Ursprünglich solle die katholische Pfarrei als Projektträger auftreten, doch aus fördertechnischen Gründen musste ein Verein gegründet werden. Und so entstand 2007 der Pilgerhäuslverein, dem er bis zu seinem Tod vorstand. Bis es tatsächlich mit den Umbauarbeiten losgehen konnte, vergingen nochmals drei Jahre. Umso glücklicher war er, als er am 1. Juli 2010 endlich das Startsignal geben konnte.

 
Nach dreijähriger Bauzeit konnte Michael die schmucke Pilgerherberge am 21. März 2014 mit zahlreichen Gästen feierlich einweihen.

 
Michael liebte das Pilgern - und er liebte Prag. So war es ihm ein äußerstes Vergnügen, gemeinsam mit anderen auf dem Zittauer Jakobsweg der goldenen Stadt entgegen zu laufen. Zwischen 2013 und 2023 führte er eine Pilgergruppe auf elf Etappen. Sein zügiges Tempo, aber auch seine tiefsinnigen Andachten auf dem Weg werden den Pilgern noch lange in Erinnerung bleiben.

 
Michael hatte eine Vorliebe für humorvolle Geschichten. Deswegen rief er noch während der Bauphase den ersten Geschichtenabend ins Leben, dem im Laufe der Zeit weiter folgten. In der gemütlichen Blockstube las er viele Male aus Büchern vor und brachte die Gäste zum Schmunzeln.

Und schließlich erwies er sich selbst auch als ausgezeichneter Geschichtenschreiber - anfangs nur im privaten Rahmen, später gab er ein kleines Weihnachtsbuch heraus, das großen Anklang fand.

 
Im April 2017 ging für Michael ein langersehnter Traum in Erfüllung. Er zog ins Pilgerhäusl ein und konnte nun als Herbergsvater viele Pilger in Empfang nehmen. Vor allem zur Zeit der Lindenblüte setzte er sich gern unter einen der beiden Hausbäume und genoss den Feierabend.

 
Die schönste Zeit im Jahr war für Michael, wenn in der Advents- und Weihnachtszeit unzählige Gäste ins Pilgerhäusl strömten, um die Papierkrippen anzuschauen. Nach dem Neuzugang der mechanischen Weihnachtskrippe aus Engelsberg im Jahr 2021 führte er allein in einer Saison sage und schreibe 38 Mal durch die Ausstellung und setzte die bewegliche Krippe in Gang.

 
Michael war nicht nur gern in der Sächsischen Schweiz und in der Oberlausitz unterwegs; es zog ihn auch immer wieder ins Böhmische. Mit einer bewundernswerten Akribie forschte er vor allem nach sakralen Kleindenkmalen. Er durchsuchte ständig das Internet und wenn er fündig wurde, suchte er all die Bildstöcke, Wegkreuze und Kapellen vor Ort auf.

Seine Begeisterung teilte er auch mit anderen und organisierte mehrmals eine Busexkursion, um diese Kleinode in Nordböhmen auch anderen Interessierten zu zeigen - zuletzt am 22. April 2023. Die von ihm vorbereiteten Andachten machen deutlich, dass es ihm nicht nur um den historischen Wert der Flurdenkmale ging. Er wollte auch die Tradition des einfachen Gebets am Wegesrand wiederbeleben.

 
Immer war Michael besorgt, dass rund um das Pilgerhäusl alles in Ordnung war. Und so startete er zehn Jahre nach der Sanierung schon eine erste Renovierungsaktion. Sein letzter Sommer stand ganz unter diesen Ausbesserungsarbeiten am und im Pilgerhäusl. Dabei erwies er sich als gleichermaßen ausdauernder wie geschickter Maler.

 
Am Vorabend des ersten Advents 2023, einen Tag vor Beginn der neuen Weihnachtskrippen-Saison, erhielt Michael die unfassbare Diagnose, nicht mehr lange zu leben. Und trotzdem nahm er, so gut er konnte, noch Anteil an den Freuden und Nöten unseres Vereins. Er wollte zum Beispiel immer wissen, wie die Führungen durch die Krippenausstellungen liefen. Er freute sich über die neuen Passionskrippen, die er wenigstens durch Fotos und Videos erleben konnte und er wartete gespannt, wie der neue Umgebindeland-Kalender 2025 aussehen wird.

Seine Anregungen und sein tatkräftiges Wirken für den Pilgerhäuslverein werden wir schwer vermissen. Doch wir sind auch zuversichtlich, dass uns Michael weiterhin begleiten wird, wenn auch auf eine ganz andere Art und Weise.
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