Wohn hier unter meinem Wort
Auf der Erde soll ich wohnen
nicht mit Schwingen wie ein Adler,
nicht im Dämmern wie die Eule,
nicht als Blume, die rasch welkt,
nicht mit Flossen unter Wasser,
nicht gejagt und nicht der Jäger,
nicht mit Hufen, nicht mit Klauen,
doch auf Füßen zwei,
um die Ferne zu erreichen,
um den Horizont zu holen –
und mit Händen, die was können: fällen, räumen, säen, ernten.
Nase voller Lebensatem
und ein Bauch voll mit Begehren,
mit dem Kopf nicht in den Wolken, doch der Sonne zugewandt,
um zu übersehn die Erde,
sie zu hüten wie ein Hirte,
fürsorglich wie einen Acker,
sie bei ihrem Namen nennen.
Dass ich Mensch bin auf der Erde
und nicht mehr, ein Kind von Menschen, eins davon und eins mit allen,
groß und nichtig, wehrlos, frei –
um zum Segen füreinander
da zu sein, den Weg zu gehen,
Weg der Liebe, wo am Ende
Leben menschenwürdig ist.
Text: Huub Oosterhuis, aus: Ich steh vor dir – Meditationen, Gebete und Lieder, © Verlag Herder
Bild: Tatjana Wittmann, Kirche im Abendlicht