Pilgerherberge und Begegnungsstätte am Zittauer Jakobsweg
Wer immer in guter Absicht diese Schwelle betritt, er sei uns willkommen.
Christian Kretschmer und Uwe Nichterwitz
 

Enthusiasmus und Durchhaltevermögen

Vom Segen ehrenamtlicher Helfer

Was wäre das Pilgerhäusl ohne den Enthusiasmus und das Durchhaltevermögen der ehrenamtlichen Helfer! Mit Arbeitseinsätzen an Wochenenden und zäher Kleinarbeit oft Tag für Tag haben Bürger aus Hirschfelde und Umgebung den Umbau mit vorangebracht. Fast zehntausend freiwillige Arbeitsstunden stecken in dem Gebäude.

Kern des „Ehrenamttrupps“ waren zwei Männer: Christian Kretschmer, Jahrgang 1944, und Uwe Nichterwitz, Jahrgang 1959. Sie arbeiteten in der dreijährigen Bauzeit fast täglich vor Ort.

Nachbarn und Teamkollegen
Sie kennen sich seit mehr als 30 Jahren. Im Ort sind sie Nachbarn und wohnen selbst in Umgebindehäusern. Früher arbeiteten sie gemeinsam in einem Kfz-Reparaturbetrieb. Ihre DDR-Biografien sind ihnen auf der Pilgerhäusl-Baustelle zugute gekommen. „In der Mangelwirtschaft haben wir immer versucht, eine Lösung zu finden“, erinnert sich Christian Kretschmer.

Als Helfer für den Umbau gesucht wurden, sprach er als Gründungsmitglied des Pilgerhäusl-Vereins und Organisator der ehrenamtlichen Arbeit seinen einstigen Mitstreiter an. Uwe Nichterwitz besann sich nur kurz, sagte zu und kam im Oktober 2010 erstmals auf die Baustelle.

Wendepunkt Pilgerhäusl
Für ihn war es ein persönlicher Wendepunkt. In einer Region mit hoher Arbeitslosigkeit hatte ihm das Schicksal hart zugesetzt. Er musste mehrere Insolvenzen und Firmenschließungen am eigenen Leib erfahren – mit der Konsequenz der Langzeitarbeitslosigkeit. Das Pilgerhäusl brachte ihm zwar keinen neuen Job, aber eine ehrenamtliche Aufgabe.

Der gelernte Kfz-Schlosser und spätere Tiefbauer denkt an eine erfüllte Zeit zurück. Putz abhacken, schachten, Material abladen, Dachziegel putzen, Farbanstriche entfernen, Rohre verlegen. Ziegel aufarbeiten, Fachfirmen zur Hand gehen – groß war die Palette der Arbeiten. „Ich sah, dass sich etwas verändert, dass etwas Neues wächst. Das war meine Motivation“, sagt Uwe Nichterwitz rückblickend.

Härtnäckige Holzdecke
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge blickt er heute zur frischen Holzbalkendecke der Blockstube. „Sie war das schwierigste Stück Arbeit. Hartnäckige Farbanstriche mehrerer Generationen von Bewohnern mussten wir entfernen. Fast ein Jahr haben wir dafür gebraucht. Das ging manchmal schon an die körperliche Substanz. Umso mehr freue ich mich heute über den schönen Anblick“, so Uwe Nichterwitz.

Viele Geschichten könnte er rund um die baulichen Veränderungen im Pilgerhäusl erzählen, etwa über die Entdeckung eines überbauten historischen Fensters in der Blockstube oder von der Aufarbeitung einer alten Ofenbank für den Kachelofen, um den authentischen Eindruck zu verstärken.

Ehrenmitgliedschaft
„Uwe hat viel Herzblut in die Arbeiten gesteckt“, urteilt sein Teamkollege Christian Kretschmer. Schon im Winter 2010/11 hatte er sich unverzagt durchgeboxt und in mühseliger Kleinarbeit bei eisigen Temperaturen den alten Putz vom Gewölbe abgeschlagen. Da habe ich ihn bewundert.“

Uwe Nichterwitz ist dem Pilgerhäusl nach dem Umbau treu geblieben. Er hilft jetzt, die Pilger zu betreuen, Gebäude und Garten fortlaufend zu erhalten. „Wenn man mich anspricht, bin ich dabei“, sagt er. Der Verein hat ihm sein Engagement mit der Ehrenmitgliedschaft gedankt. Darüber hat es sich gefreut: „Wenn ich spüre, dass meine Arbeit anerkannt wird, ist das eine tolle Sache.“
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