Fünfte Oktoberwoche: Glockengabel
Die Kratzauer Krippenbauer haben an vieles gedacht, als sie die Schar an Figuren rund um den Stall von Bethlehem erschufen. Natürlich finden wir all jene, die auch in der biblischen Weihnachtsgeschichte genannt sind: die Sternendeuter aus dem Osten, die kostbare Geschenke bringen und auch die Hirten, die sichtlich vom Weihnachtswunder angerührt sind. Doch die Künstler gehen noch einen Schritt weiter: Sie berichten, wie unterschiedlich die Menschen auf das Weihnachtsgeschehen reagieren. Die einen eilen herbei, um sich von der geheimnisvollen Geburt des Retters selbst zu überzeugen; andere drängt offensichtlich die Sorge, die Heilige Familie könnte nicht genug zu essen haben. Daher werden unzählige Essenskörbe herbeigebracht. Doch die Krippenbauer zeigen auch jene, die anscheinend von all dem nichts mitbekommen haben und ahnungslos ihren gewohnten Tätigkeiten nachgehen.
Wir haben uns daher überlegt, etwas Neues in die Krippe einzufügen: eine Glocke, wie sie früher nahezu auf jedem Dorfplatz in den kleinen böhmischen Orten zu finden waren. Wenn es läutete, wussten die Menschen: Irgendetwas ist passiert. Sie strömten herbei, um den genauen Grund zu erfahren. Und mit so einer Glocke sollen auch all die geschäftigen Waldarbeiter, Viehhirten und Händler, die in der Engelsberger Krippenlandschaft unterwegs sind, wach gerüttelt werden. Und vielleicht erinnert auch uns das Glockenläuten, achtsamer zu werden für das Wunder, von der jede Weihnachtskrippe erzählen will.
Bei der Engelsberger Krippe haben wir uns für eine schlichte Glockengabel entschieden. Wir finden solche historischen Relikte noch mitunter in abgelegenen Orten unserer tschechischen Nachbarn. Das obenstehende Foto zeigt ein besonders schönes Ensemble in Wolleschno/Olešno im Daubaer Ländchen. Die neue Glockengabel ist übrigens das einzige Krippenteil, das geschnitzt wurde. Wir haben dazu zunächst eine authentische Vorlage gesucht. Dann wurde die grobe Form aus einem Stück Lindenholz gesägt und weiter durch schnitzen und schleifen herausgearbeitet. Beim Dach konnten wir auf eine Holzscheibe, wie sie auch bei der Mechanik zum Einsatz kommt, zurückgreifen. Den Kegel lieferte ein umgearbeiteter Spielzeugkreisel. Die Glocke verdanken wir den Schiffsmodellbauern, denn die legen Wert auf originalgetreue Miniaturen. Schließlich musste noch ein Hirte gewonnen werden, das ehrenvolle Amt des Glockenziehers zu übernehmen. Dazu wurde ihm ein neuer Arm verpasst, der mit einem Knotengelenk ausgestattet und auf diese Weise beweglich wurde. Ein kleiner Elektromotor sorgt dafür, dass die Glocke tatsächlich schwingt. Wenn wir ganz leise sind, können wir den schönen Glockenklang sogar hören.